Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Pädagogik bei geistiger Behinderung

Kriterien zur Bewertung schriftlicher Prüfungsleistungen

 

Schriftliche Prüfungsleistungen in Form von schriftlichen Hausarbeiten und wissenschaftlichen Abschlussarbeiten (Bachelor-, Master-, Diplomarbeiten) sind zweckgerichtete Ausarbeitungen mit einem wissenschaftlichen Anspruch, in denen Studierende sich mit einer vorgegebenen fachlichen Fragestellung intensiv auseinandersetzen. Die Prüfungsordnungen verlangen, dass die Studierenden in einer schriftlichen Arbeit, insbesondere in Bachelor-, Master-, Diplomarbeiten, zeigen, dass sie in der Lage sind, ein Problem, eine Fragestellung  aus dem Feld der Rehabilitationswissenschaften selbstständig auf wissenschaftlicher Grundlage zu bearbeiten.

Auf der Grundlage dieser Zielbestimmung haben wir in der Abteilung Geistigbehindertenpädagogik aus unterschiedlichen Quellen[i] allgemein anerkannte wissenschaftliche Anforderungen an schriftliche Arbeiten zusammengestellt. Die in der nachfolgenden Tabelle aufgeführten Kriterien einer guten wissenschaftlichen Arbeit, die keine Vollständigkeit anstreben, dienen den Gutachterinnen und Gutachtern als Orientierung. Je nach Aufgabenstellung kann sich die Gewichtung dieser Kriterien verschieben; einige können unberücksichtigt bleiben oder andere noch hinzugezogen werden.

Die Bewertungskriterien können gleichzeitig auch eine Orientierungshilfe für die VerfasserInnen einer schriftlichen Arbeit sein, in dem sie ihr ‚Werk‘ mit den Augen der späteren Gutachter  kritisch durchsehen.

In der linken Spalte der Tabelle stehen die zentralen, übergeordneten Bewertungskriterien, in der rechten Spalte finden sich Konkretisierungen und spezifische Einzelaspekte zur Bewertung. Nicht alle Einzelaspekte treffen auf jede schriftliche Arbeit zu, sondern sind abhängig von der Fragestellung der Arbeit und den gewählten Methoden zur Beantwortung der Fragestellung!

 

Thema

Inhalt

  • Es handelt sich um ein anspruchsvolles Thema und/oder eine sehr aktuelle und innovative Fragestellung. Thema/Fragestellung sind von Bedeutung für den Stand oder die Weiterentwicklung des Fachs.
  • Das Thema wird unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstandes in den relevanten fachlich übergeordneten Zusammenhang bzw. die aktuelle Fachdiskussion eingeordnet und begründet.
  • Sinnvolle und reflektierte thematische Abgrenzungen wurden vorgenommen, ohne dass wichtige Aspekte verloren gegangen sind. Eine eventuelle Reduktion auf bestimmte Hauptaspekte wird wohl begründet.
  • Die zentrale Fragestellung der Arbeit wird (in der Einleitung der Arbeit) klar hergeleitet. Das zu bearbeitende Problem wird klar umrissen und eine Problemlösestrategie ist zu erkennen.

Gedankenführung

(Logik/Stringenz)

  • Die Arbeit folgt einem gedanklich klaren roten Faden, einer inhaltlich stringenten und logischen Struktur, die auf die zentrale Fragestellung hinarbeitet. Die Logik der Arbeit wird ggf. durch Übersichtstabellen, Graphiken, Kurzeinführungen und/oder Zusammenfassungen an wichtigen Stellen unterstützt.
  • Die Gliederung ist trennscharf und die Proportionen sind stimmig.
  • Die Arbeit enthält eine Gesamtzusammenfassung, die die wichtigsten Ergebnisse nochmals darstellt.

Breite und Tiefe der Themenerfassung

  • Die einzelnen Teile der Arbeit sind richtig gewichtet, d.h. den Hauptteilen der Arbeit, den Kernbereichen des Themas, wird bei der Darstellung der größte Umfang zugewiesen, Nebenaspekte sind entsprechend knapper gehalten.
  • Die Arbeit hat eine durchgehende Erläuterungstiefe, wobei die eigentliche Fragestellung eindeutig im Zentrum steht.

Inhalt

Kenntnisse

  • Der der Autor/die Autorin beweist eine hohe Vertrautheit mit dem Thema. Der fachwissenschaftliche Diskussionsstand wurde sachlich korrekt auf der Basis der entsprechenden Standartliteratur erarbeitet.
  • Das Thema wurde in der notwendigen inhaltlichen Breite aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Interdisziplinäre Bezüge wurden ggf. hergestellt.
  • Die Deskription/ Reproduktion/Reorganisation der verwendeten Ansätze und theoretischen Konzepte wird durch eigenständiges kontextuelles, analytisches und synthetisches Verstehen ergänzt (vergleichen, deuten, bewerten und entwickeln) und führt zu eigenständigen Bewertungen und Positionen.
  • Umfang, Qualität und Aktualität des verwendeten Materials (Daten, Quellen, Literatur) sind angemessen. Es wurden unterschiedliche Quellen (Monographien, Zeitschriftenaufsätze, Internetquellen, evtl. Interviews, Befragungen) genutzt.

Lösungsansatz

Methodik

  • Die Autorin/der Autor zeigt Fachkenntnisse und Kreativität bei der Bildung eines Lösungsansatzes.
  • Verschiedene Methoden werden diskutiert, miteinander verglichen. Die Auswahl der Methode, die geeignet erscheint, um zu aussagekräftigen Ergebnissen zu gelangen, wird angemessen begründet.

Qualität der Ergebnisse

Eigenständigkeit

  • Die Ergebnisse werden unter Berücksichtigung einer kritischen Betrachtung der Forschungsmethodik auf die Fragestellung diskutiert und auf die Literatur bezogen.
  • Aus den Ergebnissen werden angemessene Schlussfolgerungen für Theorie und Praxis gezogen, offene Fragen herausgearbeitet und Empfehlungen für Folgeuntersuchungen unterbreitet.
  • Die Arbeit leistet eigenständige Lösungsansätze und innovative Verknüpfungen/Transfers zu bestehenden Konzepten.

Wissenschaftliche Form

Präsentation

Sprache

  • Die Arbeit ist verständlich und gut lesbar geschrieben, exakt und unzweideutig formuliert und der Stil ist einer wissenschaftlichen Arbeit angemessen.
  • Die Sprache ist grammatikalisch, lexikalisch, orthographisch korrekt.
  • Fachspezifische Begriffe werden korrekt und einheitlich verwendet und Schlüsselbegriffe angemessen definiert.
  • Die grundlegenden Formatierungs- und Gliederungsregeln zur Gestaltung einer wissenschaftlichen Arbeit werden eingehalten. Das Erscheinungsbild der Arbeit ist sauber und einheitlich.
  • Alle Übernahmen aus anderen Quellen sind einheitlich gekennzeichnet und vollständig und korrekt im Literaturverzeichnis benannt. Die formalen Vorgaben zur Zitierweise und Gestaltung der Literaturliste werden eingehalten.
  • Es wurde in ausreichendem Maße mit Primärliteratur (und ggf. aktuellen Onlinerecherchen) gearbeitet.

Besonderes

  • Die Arbeit weist besonders herausragende Aspekte auf, die durch die vorangegangen Punkte nicht ausreichend gewürdigt werden konnten.
  • Die Erstellung der Arbeit war mit besonderen Schwierigkeiten versehen, die im Thema oder in der Person des Autors/der Autorin lagen.
  • Der Schwierigkeitsgrad des Themas, der zu bearbeitenden Fragestellung war besonders hoch.
  • Die Beratung der Autorin/des Autors und die Inanspruchnahme von Hilfe waren besonders häufig und intensiv.

 

Aus der Berücksichtigung bzw. Nicht-Berücksichtigung der Kriterien für eine gute wissenschaftliche Arbeit ergibt sich am Ende des Begutachtungsprozesses eine Note. Dabei fließen die einzelnen Bewertungskriterien mit unterschiedlicher Gewichtung ein. Die nachfolgende Grafik soll eine grobe Orientierung darstellen, wie die einzelnen Aspekte gewichtet werden:

 

Diagramm Kriterien schriftlicher Prüfungsleistungen

Das Anliegen unserer Abteilung ist es, den Studierenden unseres Faches unsere Bewertungsstandards transparent zu machen und ihnen gleichzeitig Orientierungen für die Selbstkontrolle an die Hand zu geben. Wir haben auch unsere Lehrbeauftragten über diese Bewertungskriterien informiert, wobei es in der eigenen Entscheidung jedes Lehrenden steht, ob und in welchem Umfang und in welcher Differenziertheit er auf diese bei der Bewertung von schriftlichen Prüfungsleistungen zurückgreift.

Bei wissenschaftlichen Abschlussarbeiten, die von Lehrenden der Abteilung Geistigbehindertenpädagogik begutachtet werden, werden die Bewertungskriterien in jedem Fall zur Notenfindung herangezogen.