Humboldt-Universität zu Berlin - Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät - Institut für Rehabilitationswissenschaften

Diskriminierungssensible Lehrkräftebildung und Prävention von Radikalisierung in Schulen

Öffentliche Ringvorlesung an der Humboldt-Universität zu Berlin Sommersemester 2025

 

Ziel der partizipativ entwickelten Lehrveranstaltung sind eine diskriminierungskritische und multiperspektivische Reflexion sowie die Weiterentwicklung von Schule und Hochschule. Die Lehrveranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit Studierenden des Seminars „Phänomenübergreifende Radikalisierungsprävention“ des Instituts für Rehabilitationswissenschaften im Wintersemester 2024/25 entwickelt. Sie kombiniert Elemente eines Seminars des Instituts für Rehabilitationswissenschaften mit einer öffentlichen Ringvorlesung.
Auf der Grundlage eines machtkritischen und umfassenden Diskriminierungsverständnisses sollen auch intersektional wirkende Exklusionsmechanismen in Schule und Hochschule sowie deren Folgen für die betroffenen Schüler:innen und Studierenden beleuchtet werden. Die Auswirkungen individueller und struktureller Diskriminierung (Gomolla & Radtke, 2009), die Schüler:innen erfahren (u.a. Karabulut, 2020), Abwehrreaktionen und Bagatellisierungen des Antisemitismus bei Lehrkräften (Bernstein & Diddens, 2022), die überproportional häufige Beschulung von Schüler:innen mit Migrationshintergrund an Förderschulen (Powell & Wagner, 2002), der empirisch nachweisbare Zusammenhang zwischen Diskriminierungserfahrungen und Radikalisierung (Müller et al., 2023; Jahnke et al., 2022; Wolfowicz et al., 2018) sowie die Rassismuserfahrungen von Lehrenden of Color an Universitäten (u.a. Ahmed et al., 2022) zwingen uns, exklusive Strukturen in ihrer Komplexität zu untersuchen und diskriminierungssensible Handlungskompetenzen für den pädagogischen Alltag zu entwickeln.

Im Seminar und in der Ringvorlesung setzen wir uns (selbst-)kritisch mit der Frage auseinander, wie Diskriminierung in der Lehrkräftebildung erkannt, reflektiert und adressiert werden kann. Diese Reflexionskompetenz wird insbesondere im Zusammenhang mit dem Phänomen der Radikalisierung im Schulkontext relevant, wenn Präventionsmaßnahmen gegen Radikalisierung diskriminierende Wirkungen entfalten oder wenn auf eine Konfrontation mit menschenfeindlichen Standpunkten verzichtet und derart Demokratiebildung an Schulen unterminiert wird. In diesem Rahmen gilt es, nicht nur aktuelle Entwicklungen zu untersuchen – wie die Radikalisierung auf Social Media – sondern auch Ansätze zur Selbstreflexion und multiprofessioneller Zusammenarbeit u.a. mit Eltern und der Schulsozialarbeit zu erarbeiten.

Anmerkungen zur Barrierefreiheit: Die Ringvorlesung soll möglichst barrierefrei gestaltet werden. Entsprechend sind die Räumlichkeiten barrierefrei. Bitte benachrichtigen Sie die Organisator:innen frühzeitig, sollten Sie DGS-Dolmetscher:innen benötigen. Die zur Verfügung gestellten Texte (pdf-Dateien) lassen sich mit üblichen Screenreadern auslesen. Das zur Verfügung gestellte Audio- und Videomaterial ist untertitelt. Die Mehrzahl der Texte erfordert ein Leseverständnis von akademischem Deutsch, bzw. Englisch der Niveaustufe B2.2 – C1 (nach GER). Partielle Assistenz wird auf Wunsch angeboten.

 

Donnerstags: 16.15-17.45

Unter den Linden 6, Hörsaal 3035

 

24.04.25 – Ringvorlesung: Diskriminierungssensible Lehrkräftebildung & Prävention von Radikalisierung in Schulen

Dr. Kristin Weber (Zentrum für kriminologische Forschung Sachsen e.V.): Ursachen und Dynamiken von salafistisch-jihadistischen Radikalisierungsprozessen

Diskussion mit:

Ursula Fuhrich-Grubert (Leitung Zentrum Chancengerechtigkeit)

Marcus Kell (Referent der Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin zu Antisemitismus und Osteuropa)

Moderation: Katharina Obens

 

22.05.2025 – Kolonialgeschichte in der Schule revisited

Tahir Della, Michelle Crooks & Merel Fuchs (Decolonize Berlin e.V.)
Moderation: Jan-Erik Kirchhoff


12.06.2025 – Diskriminierungssensible Hochschule gestalten?

Vildan Aytekin (Universität Bielefeld): Rassismuserfahrungen von Lehrenden of Color an Hochschulen – eine machtkritische Analyse

Anders als im angloamerikanischen Raum, in dem trotz seiner hegemonialen, weiß-männlich-christlichen Prägung die Anzahl der Mitarbeiter:innen of Color auf allen universitären Ebenen stetig angestiegen ist, sind Lehrende of Color an deutschen Hochschulen noch eher ein neues Phänomen. Dies führt insbesondere dann, wenn es um Lehrinhalte geht, die sich selbst wiederum mit gesellschaftlichen Macht- und Differenzverhältnissen beschäftigen, zu besonderen Herausforderungen.

In ihren Forschungsarbeiten befasst sich Vildan Aytekin aus einer machtkritischen Perspektive mit Rassismuserfahrungen von Lehrenden of Color an deutschen, österreichischen und britischen Universitäten. Hierfür habt Frau Aytekin mit Kolleg:innen (Alisha Heinemann, Sarah Ahmed, Malika Mansouri und Mei Hu) Interviewstudien mit Wissenschaftler*innen of Color durchgeführt, die sich selbst in mehrheitlich weißen universitären Räumen mit gesellschaftlichen Macht- und Differenzverhältnissen in ihren Forschungsarbeiten und Lehrveranstaltungen beschäftigen. Sie fokussiert in ihrer Analyse, die damit verbundenen Erfahrungen sowie die daraus folgenden Konsequenzen und Widerstandsstrategien: Wie schaffen Lehrende of Color innerhalb hegemonialer Institutionen sprech- und handlungsfähig sowie physisch und psychisch widerstandsfähig zu bleiben und welche Schlüsse lassen sich daraus für die Universitäten als Räume der Wissensproduktion ziehen? Der Beitrag bietet wichtige Einblicke und trägt zur Diskussion über Rassismus an Universitäten bei.

Vildan Aytekin (sie/ihr) arbeitete von 2017 bis 2023 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bielefeld, Fakultät für Erziehungswissenschaft in der AG 5: Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik. Im Jahr 2022 lehrte sie im Rahmen eines ERASMUS+ Gastdozentur-Aufenthalts an der UCSYD in Dänemark zu den Themen Gender und Intersektionalität in der Lehramtsausbildung. Darüber hinaus engagierte sie sich als zentrale Gleichstellungsbeauftragte aktiv für die Gleichbehandlung und Förderung von Frauen an der Hochschule. An der Universität Bielefeld promoviert sie zu dem Thema Inklusion aus einer wissenschaftstheoretischen Perspektive. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören neben Inklusion, Rassismus und soziale Ungleichheit im Bildungssystem auch Macht und Differenzverhältnisse in der Migrationsgesellschaft.

Diskussion mit:
Gülay Teke (Diversität & Anti-Diskriminierung im Lehramtsstudium)
Aylin Jordan (AG Diskriminierungskritische Lehre im Sachunterricht)
Moderation: Tanja Hartmann


03.07.2025 – Radikalisierung & Social Media

Una Titz (de:hate, Amadeu Antonio Stiftung)
Moderation: Katharina Obens


17.07.2025 – Gemeinsam gegen Diskriminierung und Radikalisierung: Die Rolle von Schule & Sozialer Arbeit


Prof. Dr. Tanja Seider (HSAP, Schulsozialarbeit)
Dr. Niels Uhlendorf (HU Berlin)
Diskussion mit: Studierenden der Schulsozialarbeit (HSAP) und Lin Nadine Wobig (Pädagogische Fachberatung, Fachbereichsleitung Schulsozialarbeit bei Optimus  - Die Bildungspartner gGmbH, Sozialpädagogin B.A.)

Moderation: Nina Tanzberger & Katharina Obens

 

Eine partizipativ entwickelte Lehrveranstaltung von Studierenden des Instituts für Rehabilitationswissenschaften und Katharina Obens (Abteilung Pädagogik bei psychosozialen Beeinträchtigungen).

Bitte beachten Sie die Möglichkeit einer Kinderbetreuung an den Terminen der Ringvorlesung in der Zeit von 16-18 Uhr- Um Voranmeldung wird gebeten: katharina.obens@hu-berlin.de

Zoom-Link: https://hu-berlin.zoom-x.de/j/67933668932?pwd=Ivv5Nk0icJNhingUk5wNUPHBLqnbuK.1

Die Veranstaltung wird gefördert durch: Sondertatbestände - Förderung von Inklusion und Heterogenität

 

 

 

 

 

Weitere Lehrveranstaltungen von Katharina Obens:

Lehrveranstaltungen im aktuellen Semester (Link zu AGNES)